Fremdenfeindlichkeit in Bayern – Wo samma denn dahoam?
Es war für mich der Schock beim Lesen der morgendlichen Zeitung: Laut einer Studie steht Bayern in Sachen Fremdenfeindlichkeit und Ausländerfeindlichkeit unter den westdeutschen Bundesländern auf Platz Nr. 1 und liegt somit gesamtdeutsch betrachtet in bester ideologischer Nachbarschaft zu Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.
Mein Bayern! Ja, wo samma denn dahoam?!
Natürlich ist jede Studie von der Methodik her angreifbar; natürlich könnte man nun mit dem bayerischen Innenminister Hermann in ein Horn stoßen und sich damit trösten, dass da wohl auch die legendäre Heimatverbundenheit des Bayern als Indikator für Fremdenfeindlichkeit herangezogen worden wäre. Vielleicht war diese Studie auch von vornherein zieloptimiert angelegt gewesen, denn schließlich kam sie ja aus Leipzig. Wer weiß.
Nichtsdestotrotz bleibt hier nach den Abzügen aller Widrigkeiten das Körnchen Wahrheit bestehen, sozusagen das “Cum grano salis”.
Inhalt:
Fremdenfeindlichkeit in Bayern
Prinzipiell ist es dem Bayern egal, ob der “Preiß” nun aus Kobane oder Lüdenscheid stammt, weil ja “a Preiß immer a Preiß” bleibt. Andererseits wird laut Bayerischer Verfassung, Artikel 6, Absatz 1 die Bayerische Staatsangehörigkeit erworben durch:
- 1. durch Geburt;
- 2. durch Legitimation;
- 3. durch Eheschließung;
- 4. durch Einbürgerung.
- (Quelle: Bayerische Verfassung)
Aber ob man dann den gebürtigen, legitimierten, verheirateten oder eingebürgerten Fremden hier auch haben will, ist eine andere Sache. Denn laut oben genannter Studie stimmten 33,1 % aller Befragten folgender Aussage zu: „Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen.“ Im Vergleich: Im restlichen Westdeutschland lässt sich nur jeder Fünfte zu einer solchen Polemik hinreißen, die ostdeutschen Regionen, die “Stammländern des Rechtspopulismus” kommen auf vergleichsweise klägliche 30,5 %.
Besonders Sinti und Roma, sowie Juden und Muslime mag der Bayer gar nicht – da bleibt dann letztendlich auch nicht mehr viel an Feindbildern übrig.
Illusionen in Bayern
Man darf nicht alle Bayern über einen Kamm scheren. Dennoch habe ich die Illusion, dass Bayern eine Gegend mit bodenständigen Leuten ist, die einander helfen und für die menschliche (oder von mir aus auch christliche) Werte noch viel zählen. Und deshalb bin ich hier daheim.
Andererseits ist Bayern auch wohlhabend und verfügt einen gewichtigen Mittelstand – den bereits Oscar Maria Graf als den “verbrunzten Mittelstand” titulierte.
Und gerade in dieser Schicht scheint allen Illusionen zum Trotz eine gewisse Borniertheit zu grassieren, gepaart vielleicht auch mit einer stoischen Raffgier beim Gedanken an internationales Elend aller Art – quasi der “innere Glatzkopf” einer wohlsituierten Gesellschaftsschicht im Häuschen im Grünen.
Natürlich wird eine solche Haltung mit Parolen, wie „Wer betrügt, der fliegt“, die direkt aus dem noch unveröffentlichten Zitatenschatz eines Franz Josef Strauss zu kommen scheinen, angeheizt. Dabei sollten wir in Bayern nicht unbedingt einen CSU-Seehofer zum Nachdenken benötigen, oder?
Tatsache ist aber, dass man für Fremdenfeindlichkeit weder Bayern, noch Deutsche braucht. Dafür braucht es manchmal nicht einmal Fremde.
(Quellen: Süddeutsche Zeitung, TAZ)
Ich finde die Studie bzw. ihre Ergebnisse nicht so ganz überraschend. Nicht weil ich die Bayern per se für besonders fremdenfeindlich halte, sondern weil allgemeine Fremdenfeindlichkeit dort am größten ist, wo es die wenigsten “Fremden” gibt.
Da fehlt dann halt das ganz normale, alltägliche Miteinander, bei dem man feststellt, dass “die Anderen” gar nicht so anders sind.
LG
Tina
Na ja, bis zur Wiedervereinigung war ja Bayern und ihre CSU doch schon immer die Ecke, aus der die übelsten fremdenfeindlichen Sprüche und Anfeindungen gegen Asylbewerber kamen. Da war die Fremdenfeindlichkeit und Asylanten-Verleumdung doch die Räson der Staatskanzlei. Das es danach von den südöstlichen Bundesländern in Sachen Gewalttaten gegen Flüchtlingen scharf überholt wurde, hat es mit Sicherheit nicht besser gemacht. Das Einzige was sich in er Sache dort geändert hat, ist doch lediglich die Menge Kreide die in der Staatskanzlei gefressen wird. Und das, wo Bayern ein so schönes Land und seine Bewohner ein so liebenswertes Völkchen sind. Von ihren Stammtischen mal abgesehen. ;-)
@Tina: Naja, so ganz ohne Fremde sind wir auch wieder nicht. Suche mal in München einen echten Bayern! Aber diese Fremden sind ja von hier ;-)
Aber im Prinzip gebe ich dir schon recht, Bayern hat nicht so viele Asylanten und Flüchtlinge und Gastarbeiter, wie andere Bundesländer. Das macht schon viel aus im täglichen Miteinander.
LG
Sabienes
@Leo: Andererseits muss man sich innerhalb der CSU natürlich Mühe geben, nicht zu viele Wähler an die noch rechteren Rechtspopulisten zu verlieren. Dennoch enttäuscht mich dieses Ergebnis von der menschlichen Seite schon sehr.
LG
Sabienes
Öhm, also das wundert mich jetzt irgendwie kein bisschen, da ich in meiner Zeit als Berlinerin in Franken gelernt habe, dass selbst Leute aus dem Nachbardorf “Fremde” und mit Vorsicht zu genießen sind.
LG Iris
@Iris: Aber sowas gibt es überall, besonders zwischen Nachbarn. Die Hamburger mögen die Pinneberger nicht, die Leute aus Speyer können angeblich die aus Schifferstadt nicht leiden. Das sind so die ganz normalen Kabbeleien, meine ich. Oder sind da die Bayern ganz besonders schlimm??
LG
Sabienes
Zum Trost, Sabienes, mögen sie in Bayern vielleicht mentalitätsmäßig den “Fremden” eher reserviert gegenüberstehen, um das jetzt mal neutral auszudrücken, handgreiflich werden sie dort aber offenbar doch eher selten, wie die Karte auf Spiegel-Online zeigt: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gewalt-gegen-fluechtlinge-in-diesen-orten-gibt-es-uebergriffe-a-1027854.html
Vielleicht sollte man das regelmäßige großmaulen an den bayerischen Stammtischen doch nicht überbewerten. :-D
Naja, ich wollte eigentlich so ausdrücken, dass es nicht erstaunlich ist ,wenn Leute ,die schon die Nachbardörfler als fremd empfinden, mit mehr oder weniger weit herkommenden Leuten Ptobleme haben
@Leo: Das größte Problem an den Flüchtlingen sind die Flüchtlingsheime. Man sollte ihre Unterkunft mit so wenig Ghetto wie möglich organisieren.
LG
Sabienes
@Iris: Jaja. Früher hat man sich mit dem Nachbardorf geprügelt, weil deren Fußballmanschaft besser war oder die Mädels dahingewandert sind. Heute kabbelt man sich aus anderen Gründen, aber in der Regel tut man sich nichts an. Ich glaube, dass das solche Auseinandersetzungen meist andere Gründe haben.
LG
Sabienes
Naja… solch ein Ergebnis wundert mich nicht.
Ich mein, in Farbsets sortiert man doch meistens die Farbe Schwarz neben Braun ein.
@Christiane: Bayern ist aber mitnichten nur schwarz oder gar braun.
Hoffe ich zumindest …
LG
Sabienes
Naja…. wie lange hältn nun schon die CSU das Zepter in der Hand?
@Christiane: Die gehören hier zur Folklore ;-)
LG
Sabienes