Diese Bücher gefallen mir nicht – Gehasstes im Bücherregal
Man liest ja immer wieder Bücher, wo man einfach nicht weiß, ob sie einem letztendlich gefallen oder nicht.
Und genau dies ist das neue Thema bei 52 Wochen von Monstermeute & Zeuchs:
Unentschlossen: Dieses eine Buch. Liebe ich es, oder ist es doch Hass?
Da habe ich gleich mehrere Kandidaten.
Inhalt:
Diese Bücher gefallen mir nicht – Gehasstes im Bücherregal
1. Feuchtgebiete von Charlotte Roche
Bei meiner ersten Beurteilung dieses Buches habe ich mich sehr von der öffentlichen Meinung beeinflussen lassen.
Ich schwankte immer wieder hin und her:
Ist es vielleicht in seiner Offenheit epochal?
Hält die Autorin der Verlogenheit des Showbusiness und uns allen, die wir uns davon beeinflussen lassen, einen Spiegel vor?
Warum sollte man nicht auch mal über Nasenpopel und andere Ausscheidungen reden, wenn im Vorabendprogramm bereits die ersten Sexszenen über den Bildschirm flimmern?
Aber letztendlich ist es mir egal, ob ich nun als verklemmter Spießer(in) gelte oder nicht:
Dieses Buch gefällt mir ganz einfach nicht!
Das Gleiche gilt auch für ihren Zweitling “Schoßgebete”. Allerdings muss ich zugeben, dass ich es nicht ganz so schlimm fand. Vor allen Dingen ist es wirklich tragisch, wie ihr und ihrer Familie nach dem Tod ihrer Brüder mitgespielt wurde. Der Rest stammt aus ihrem ehelichen Schlafzimmer und solche Einzelheiten will ich nicht wissen.
Letztendlich haben beide Werke keinen Platz in meinem Bücherregal gefunden.
2. Feuer und Stein von Diana Gabaldon
Dieses Buch war eine zeitlang in den gemäßigten Esokreisen DER Renner, oder besser gesagt: die ganze Highland-Saga war der absolute Renner.
Frau Gabaldon schreibt nämlich viel und gern.
Das Buch, oder die ganze Reihe haben ein großes Problem: Sie basieren auf eine Zeitreise!
Und dies bringt mein empfindliches Raum-Zeit-Kontinuum erheblich durcheinander, mit anderen Worten: Die meisten Erzählungen dieses Genres mag ich nicht.
Trotzdem wusste ich lange nicht, ob ich dieses Buch nicht doch mag. Mir gefällt Schottland, ich mag es mystisch, die ganze Kulisse. Dazu noch eine leidenschaftliche Liebesaffäre mit Desperado-Komplex von seiten der Protagonistin!
Aber als sich dann die weibliche Hauptperson von ihrem schottischen Hauptpersons-Hengst zur Strafe verprügeln lassen musste, habe ich das Buch endgültig weggelegt.
Dieses Buch hatte ich mir ausgeliehen und gerne wieder zurück gegeben.
3. Ansichten eines Clowns von Heinrich Böll
Der große Schriftsteller Heinrich Böll mag mir posthum verzeihen, hier Erwähnung zu finden.
Ich lese den Böll ja sehr gerne und weiß, dass selbst seine lustigen Geschichten selten wirklich fröhlich sind. Im Gegenteil: sie tragen immer auch ein wenig Bitterkeit in sich.
Aber “Ansichten eines Clowns” zieht mich jedesmal beim Lesen total runter. Ich habe mir das Buch zweimal vorgenommen und jedes Mal hätte ich ab der Mitte am liebsten zerrissen.
Und zwar aus Notwehr! Und Selbstschutz!
In diesem Buch geht es nicht nur um eine kaputte Beziehung und ein zerbrochenes Leben. Es ist auch gleichzeitig eine Abrechnung mit dem Nachkriegsdeutschland und dem Nach-Nazideutschland, alten Seilschaften und ignorierter Schuld.
Wahnsinnig deprimierend!
Dabei ist dieses Werkt ein sehr gutes und sehr wichtiges Buch.
Aber um es wirklich zu lieben, müssten beim Kauf noch Antidepressiva mitgeliefert werden.
Manche Bücher gefallen mir nicht, aber einige von ihnen haben dennoch einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal. “Ansichten eines Clowns” gehört dazu und harrt tapfer neben den anderen Bölls, bis ich genügend seelische Stabilität für diesen Klassiker habe.
Was tun mit Büchern, die einem nicht gefallen?
Wenn man an ein Buch gerät, dass einem nicht gefällt, steht man vor zwei Problemen:
- Soll ich das Buch zu Ende lesen?
- Soll ich das Buch behalten?
Ich lese fast immer die Bücher, die ich angefangen habe, zu ihrem (bitteren) Ende. Denn die Spielernatur in mir sagt, dass sich die Story vielleicht doch noch wenden könnte. Aber meistens irrt man sich dann.
Bücher, die mir nicht gefallen, versuche ich loszuwerden. Ich verschenke sie und manchmal versuche ich, sie zu verkaufen. In diesem Artikel über meine Bücherstapel und in dem über die Liebe zum Buch habe ich einmal zusammengefasst, wo man gebrauchte Bücher verkaufen (und kaufen) kann.
Hast du auch schon Bücher gelesen, die dir überhaupt nicht gefallen haben? Welche sind das gewesen?
“Feuchtgebiete” kenne ich nicht, ich habe seinerzeit mal den Anfang gelesen, war irgendwo eine Leseprobe im Internet, die mir nicht gefallen hat, und diesen ganzen Hype fand ich auch eher abschreckend.
“Feuer und Stein” hat mir eine Kollegin wärmstens ans Herz gelegt, habe ich aber noch nicht geschafft, ich weiß nicht mal, ob ich das überhaupt auf einer meiner diversen Wulis drauf habe. :smile:
“Ansichten eines Clowns” ist eines meiner Lieblingsbücher, aber stimmt schon, dass es nicht gerade als Stimmungsaufheller verwendet werden kann… ;-)
Die Bücher auf dem Foto stammen ja aus finsterster Zeit, zum Thema Hass sehr passend…
@Fellmonsterchen: Ich finde, um Feuchtegebiete ist viel zu viel Gedöns gemacht worden. Die meisten Leser mögen dieses Buch nicht, wollen es aber nicht zugeben.
Schönen 1. Mai!
Sabienes
Eine Meinung zum zweiten Buch und den Folgebänden (Vorsicht, extrem langatmiger, männlicher Leser^^):
Ich habe nicht nur “Feuer und Stein” gelesen, sondern auch die darauf folgenden Bücher – und zwar fast exakt bis in die Mitte des vierten Teils “Der Ruf der Trommel”. Warum ich das so genau weiß? Weil buchstäblich jede literarische Liebesgeschichte irgendwann einmal ein “Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende” verdient hat.. und Claire und Jaime haben sich das bereits zur Hälfte von Buch drei redlichst verdient. Verständlich, dass Frau Gabaldon ihre eierlegende Wollmilchsau nicht aus der Hand geben will – aber all die Probleme, denen die beiden begegnen, sind mittlerweile wirklich an den Haaren herbeigezogen. Wieso?
Nun, ein kleines Beispiel: Drei Bücher lang tun die zwei Protagonisten nichts anderes, als “Wir gegen den Rest der Welt” zu spielen. In Buch vier (mag auch am Ende des dritten Buches gewesen sein) kommt es dann zu einem Kuss zwischen Jamie und einer anderen Frau – und Claire flippt komplett aus, kriegt quasi stante pede Heul- und Schüttelkrämpfe und will ad hoc alles stehen und liegen lassen und zurück in ihre Zeit verschwinden.
Es sei gegeben, dass das Fremdküssen sicherlich nicht die feine englische Art ist – aber hey, es ist buchstäblich nur ein KUSS. Nicht in flagranti unter der Bettdecke erwischt. Kein “Oh, ja, richtig, ich bin übrigens eigentlich schon verheiratet” (DAS ist ein ganz anderes Thema.. *seufz*), sondern nur ein Kuss. Für die wahre, einzige, ewige und unsterbliche Liebe (dies werden ja beide nicht müde, immer wieder zu beteuern) ist es da doch etwas irritierend, wenn Frau Selbstbewusst-Und-Aus-Dem-Zwanzigsten-Jahrhundert dann deswegen den Nervenkollaps markiert und zur Heulboje mutiert. Ganz davon abgesehen, dass die toughe Claire aus der Neuzeit mit jedem Buch ein wenig weniger tough ist und immer mehr brave Hausfrau, Mutter und Geliebte von Jaime wird. Oh, sicher, ab und an schwingt Madame noch fesche Reden – aber die Taten.. die lässt dann Jaime folgen. Und zwar in 9 von 10 Fällen.
Also wirklich. Es ist eine Sache, eine Liebesgeschichte in den Highlands zu erzählen. Das ganze mit einem bilateralen Zeitreise-Portal zu verbinden macht die Sache bereits ausreichend komplizierter. DANN aber so dreist zu sein und (fast platt) vom einen Kapitel auf das nächste den Highlands einfach mal so den Rücken zu kehren und stattdessen im Amerika vor/während Sezessionskrieges weiterzuschreiben, als wäre gar nichts passiert, war für mich ein Schlag in den Nacken.
Die beste Frau der Welt (meine^^) sagt, ich verstünde das nicht, es wäre halt ein Frauenroman. Mag durchaus sein, dass ich “das” (kann dieses “das” mal eine Frau für mich definieren?) als Mann nicht vollständig verstehen kann – aber: Ich bin sehr belesen, gerade im Genre der High-, Low-, Steampunk-, Gothic-, WeißDerGeier-Fantasy. Ich bilde mir also ein, durchaus einen geschickt konstruierten Handlungsstrang von einem fadenscheinigen Machwerk unterscheiden zu können. Und ich hätte nicht drei-einhalb Bücher von Frau Gabaldon gelesen, wenn ich nicht ständig(!) den Silberstreif am Horizont gesehen hätte (beziehungsweise, ihn [in Buch 1] hinter mir wüsste). Die Frau KANN schreiben. Aber ungefähr ab der Hälfte von Buch zwei .. wollte sie wohl nicht mehr. Oder sie wusste nicht mehr, wohin sie ihre Geschichte schreiben wollte. Oder sie wollte gar nicht soviele Bücher schreiben und
das Geldder Verlag machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Oder oder oder.Hach. Ich könnte stundenlang so weiter schwafeln. Aber (ellen-)langer Rede, kurzer Sinn: Du hast inhaltlich nichts ausser einer wahnsinnig langgezogenen Liebesgeschichte mit mehr Höhen und Tiefen als das Himalayagebirge, verpasst. Was sehr schade ist, denn der erste Band lies mich hoffen.
Fürs Protokoll: Man möge sich die Rhapsody Reihe von Elizabeth Haydon kaufen. Frau Haydon zeigt sehr schön, wie man viele, dicke Bücher mit INHALT füllt und nicht mit leerem Gewäsch.
Danke fürs
DurchhaltenLesen dieses Artikels im Artikel. ;)Gruß,
Kai
@Kai: Du bist ja ein echter Fan der Highland-Saga! Es ist erstaunlich, wie viel Männer auf diese Bücher stehen, mir wurde dieses Buch auch von einem Freund empfohlen – aber ich mochte es ja nicht.
Danke für deinen Beitrag, beachtliche Leistung!
In der Kürze könnte manchmal auch sehr viel Würze liegen ;-)
LG
Sabienes
Sagen wir es so: Die Buchreihe, die hätte geschrieben werden können, mag ich. Die, die letzten Endes geschrieben wurde, finde ich grottenschlecht.
*orakelnd*
kai
also feuchtgebiete fand ich einfach klasse!
es ist zwar teilweise mehr wie einfach nur ekelig und absolut skuril, aber ich musste es einfach lesen!
und deine anderen beiden bücher sagen mir leide rgar nichts :roll:
@danny: Feuchtgebiete hätte ein gutes Buch werden können, aber sie hat sich irgendwie verlaufen. ‘Ansichten eines Clowns’ ist ja echt ein Klassiker und eigentlich ein gutes Buch, aber man braucht wirklich ein stabiles Innenleben bei der ganzen Depression.
LG
Sabienes