Jahre unseres Lebens – Fundstück aus dem Bücherregal meiner Oma

23. Juli 2017 Aus Von Sabiene
Enthält Amazonlink jahre unseres lebens

Jahre unseres Lebens – Ein Bildband von Hilmar Pabel

Ein Fundstück der besonderen Art fiel mir nach dem Tod meiner Oma in die Hand. In ihrem Bücherregal entdeckte ich den Bildband “Jahre unseres Lebens” von Hilmar Pabel aus dem Jahr 1954.
Für mich enthält dieses für die damalige Zeit höchst professionell gestaltete Buch wichtige Zeitdokumente in Wort und Bild aus der Kriegs- und Nachkriegszeit.
Ich habe es noch nie geschafft, dieses Buch von Anfang bis zum Ende durchzulesen, weil mich die Fotos wirklich sehr mitnehmen.
Dennoch möchte ich euch heute diesen Band im Rahmen der Aktion Punkt, Punkt, Punkt einmal vorstellen. 

Hilmar Pabel

Der Pressefotograf Hilmar Pabel (1910-2000) arbeitete während des Zweiten Weltkrieg als Kriegskorrespondent. Als Fotograf einer Propagandakompanie fotografierte er unter anderem das Ghetto von Lublin. Nach dem Krieg wurde er für seine Fotoreportagen von den Schauplätzen des Vietnamkriegs und des sowjetischen Einmarsch in Prag bekannt.
Seine Tätigkeit während des Nationalsozialismus sollte man nicht aus den Augen verlieren, wenn man dieses Buch liest.

Jahre unseres Lebens

Der Russlandfeldzug

Jahre unseres lebens russlandfeldzug
1939 war die deutsche Kriegeswelt anscheinend noch in Ordnung, auch wenn man viel marschieren musste. Dafür bekam man vom “Russenweib” Milch und Wasser kredenzt.
Andernorts wurden russische Frauen vergewaltigt, aber da war wohl gerade kein Fotograf in der Nähe.

russischer winter

Im russischen Winter froren die Panzer über Nacht fest und konnten nicht mehr bewegt werden. Die Kälte erwies sich als der größte Feind der Soldaten, dafür erhielten sie später den sogenannten “Gefrierfleischorden”.

In der Normandie

In der Normandie

Bei diesem Bild muss ich an die alte Frau in Caen denken, die sich 2012 abrupt von uns weggedrehte, nachdem sie mitbekam, dass wir Deutsche sind.

Kriegsende

Kriegsende von Berlin

Das blieb nun übrig vom Tausendjährigen Reich.

Trümmer
Hier war mal die Metzgerstraße und es lebten Menschen in den Häusern.

Waisenkinder

waisenkinder

Die braven Kinder bekamen eine Haarschleife und vielleicht sogar Adoptiveltern.
Nie zuvor und danach gab es in Europa so viele Waisenkinder.

Flüchtlinge

flüchtlinge
Die Flüchtlinge wurden damals genauso ungern aufgenommen, wie heute. Dabei waren sie mit Sicherheit ähnlich verzweifelt und traumatisiert.

bettelarme menschen

Der Nationalsozialismus mit seinen markigen Sprüchen und Großmachtsfantasien hinterließ bettelarme Menschen.

Konrad Adenauer

konrad adenauer

Man kann von Konrad Adenauer halten, was man will. Aber wahrscheinlich war er der beste Kanzler, den die neu gegründete Bundesrepublik Deutschland hat haben können.

Nach der Währungsreform

nach der Währungsreform

Nach der Währungsreform gab es endlich wieder Waren in den Geschäften. Und wer Geld besaß, konnte sich mal so richtig sattessen.

Kaufrausch

Deutschland im Kaufrausch, denn “jetzt wird wieder in die Hände gespuckt”.

Ist nun alles wieder gut?

alles wieder gut
Ein junges Paar blickt auf ein Neubaugebiet, in dem sich vielleicht auch ihr neues Zuhause findet.
Ist nun alles wieder gut? Werden die Jahre unseres Lebens nun besser werden?

kriegsversehrter

Deutschland wird noch lange mit den Folgen der beiden Kriege zu tun haben. Dabei können wir noch von Glück reden, denn alle anderen Länder in Europa haben nicht so viele wirtschaftliche Hilfen bekommen, wie Deutschland.

Was ich an dem Buch Jahre unseres Lebens kritisiere

Dieses Buch zeigt mit der Zusammenstellung der Fotos ein verklärtes Bild aus einer Opferlandschaft bestehend aus der damaligen deutschen Bevölkerung.
Für mich ist aber jeder, der im Jahr 1933 älter als 12 Jahre gewesen ist, nicht nur Opfer, sondern mehr oder weniger Täter. Man kann nämlich auch zum Täter werden, in dem man gar nichts tut oder sich unreflektiert von einer allgegenwärtigen Propaganda beschallen lässt.
Das gilt übrigens heute immer noch.

Was mir überhaupt nicht gefällt ist, dass Pabel die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung einfach unter den Teppich kehrt. Gerade er kann nicht behaupten, von “nichts gewusst zu haben”. Ich glaube aber, dass bei Drucklegung des Buches (1954) eine bundesdeutsche Omertà geherrscht hat.
Dennoch hätte sich der Autor dieser Schuld und diesem Schmerz stellen müssen.

Fazit:

Trotz aller Kritik finde ich dieses Buch als pure Fotodokumentation sehr wichtig, weil es mit seinen Schwarzweißbildern sehr eindringlich und persönlich den Schrecken des Krieges verdeutlicht. Ein Bericht auf N24 oder Phönix über irgendeinen blöden Feldzug aus dem Jahr 1943 könnte diese Aufgabe nie erfüllen.

Wie hat euch mein Fundstück gefallen? Langweilig oder erschreckend?
Würdet ihr euch ein solches Buch kaufen? Ein typisches Coffee Table Book ist es mit Sicherheit wohl nicht.

Bibliografisches:

Jahre unseres Lebens Deutsche Schicksalsbilder

  • Titel: Jahre unseres Lebens. Deutsche Schicksalsbilder 
  • Autor: Hilmar Pabel
  • Gebundene Ausgabe: 127 Seiten
  • Verlag: Bertelsmann; Auflage: Lizenzausg. m. Gen. d. Constantin-Verl. Stuttgart (1956)
  • Sprache: Deutsch
  • Preis: Das Buch ist vergriffen. Aber man kann es im Moment gebraucht ab 9,50 € kaufen.
  • Amazonlink
Alle Fotos: Jahre unseres Lebens. Deutsche Schicksalsbilder ©sabienes.de
Text: Jahre unseres Lebens. Deutsche Schicksalsbilder ©sabienes.de
Zusammenfassung
Datum
Gegenstand
Jahre unseres Lebens. Deutsche Schicksalsbilder
Bewertung
51star1star1star1star1star