Leben oder gelebt werden – Die Abrechnung von Walter Kohl

22. August 2011 Aus Von Sabiene
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leben oder gelebt werden

Leben oder gelebt werden – Wie ist es so, als “Sohn vom Kohl” aufzuwachsen?

Walter Kohl, Jahrgang 63 ist der älteste Sohn von Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl und beschäftigt sich hier öffentlich mit der innerlichen Ablösung von seinem Übervater. (Und ein bisschen mit einer ungesunden Mutter-Sohn-Beziehung, aber das ist ihm vielleicht noch gar nicht bewusst)
Sein Vater, ein Machtmensch, der wie kaum eine Zweiter das politische Deutschland in 2 verfeindete Lager gespalten hat.
Die Meinungen über ihn weisen ein Spektrum von Bezeichnungen wie “Großer Staatsmann” über “Der Dicke” bis hin dem respektlosen “Birne” auf.

Leben oder gelebt werden – Meine Meinung

Es ist schon interessant, die Ereignisse der letzten 40 Jahre in Deutschland aus der Warte des Sohnes eines der mächtigsten Männer dieser Welt zu sehen.
Am meisten hat ihn wohl die Zeit der großen Terrorismusgefahr im heißen Herbst 1977 beeindruckt. Diese innenpolitische Krise hat er in dem zum Sicherheitsbunker umgebauten Oggersheimer Kanzlerbungalow anders erleben müssen, als seine gleichaltrigen Schulkameraden.
Als er erfuhr, dass für ihn im Falle einer Entführung maximal 5 Mio. Lösegeld bezahlt werden würden, war er schockiert. Ich glaube, ein solcher Betrag ist für einen 13jährigen ein nicht zu lösendes Rechenexempel

Aber es geht ihm nicht um Zeitgeschichte, auch ist sein Ansatz in “Leben oder gelebt werden” nicht literarischer, sondern therapeutischer Art.

Luxusprobleme

Deswegen lamentiert er gerne seitenlang über alle mögliche Schmach, die ihm als “Sohn vom Kohl” angetan wurde. Er schwelgt in seiner zum Teil selbst gewählten Opferrolle und über die Bedeutung von Versöhnung im kleinen, wie im großen, universellen Ganzen.

Und solche Luxusprobleme ermüden ungemein.

Denn er trägt dem Umstand, dass er gerade durch seine Eltern zum dem werden konnte, der er heute ist, wenig Rechnung.
Auch wäre die Finanzierung eines Harvard-Studiums dem Sohn vom Huber Franz oder Meier Sepp nicht gelungen, selbst dann, wenn ihre Väter in ihren Rollen versagt hätten. Und Mobbing in der Schule ist kein Problem, das nur den Kinderlein von Politprominenz vorbehalten ist. Aber das ist natürlich schlimm genug.

Andererseits kann ich den Frust von Walter Kohl, der ein durchaus sensibler Mann zu sein scheint, in seinem spießbürgerlichen Elterngefängnis gut verstehen. Trotzdem meine ich, dass er diesem Werk die Chance verwehrt hat, ein interessantes Buch zu werden.
Und befreit hat er sich noch lange nicht.

Aber: Wäre Helmut Kohl mein Vater gewesen, hätte ich mir auch Depressionen wachsen lassen!

Dieses Buch gibt es auch als Hörbuch, gesprochen von Walter Kohl persönlich. Ich habe auf der Amazon-Seite kurz reingehört – naja …

Für wen wäre dieses Buch geeignet:

  • Menschen, die gerne Autobiografien lesen
  • Leser, die ein tiefer, privater Einblick in die deutsch-deutsche Nachkriegsgeschichte interessiert

Wer würde sich über dieses Buch wahrscheinlich nicht freuen:

  • Frau Maike Kohl-Richter
  • “Wer ist dieser Kohl noch mal?”
  • Leser, die sich mehr auf Belletristik konzentrieren.

Bibliografisches:

leben oder gelebt werden

Bibliografisches zu dem Buch “Leben oder gelebt werden”

  • Titel: Leben oder glebt werden: Schritte auf dem Weg zur Versöhnung
  • Autor: Walter Kohl
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 345370228X
  • Taschenbuch: 288 Seiten
  • Verlag: Heyne Verlag (9. April 2013)
  • Preis Stand November 2017: 8,99 € (Kindle), 18,99 € (Gebundene Ausgabe), 9,99 € (Taschenbuch), 16,90 € (Audio-CD, gelesen von Walter Kohl)
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(Alle Angaben ohne Gewähr)

Foto: Buchcover Leben oder gelebt werden – Die Abrechnung von Walter Kohl ©Sabienes.de
Text: Leben oder gelebt werden – Die Abrechnung von Walter Kohl ©Sabienes.de
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Gegenstand
Leben oder gelebt werden von Walter Kohl
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