Eine türkische Hochzeit im kostspieligen Goldrausch
“14.000 Euro” erklärt mir Gülsüm mit einem Schulterzucken.
14.000 Euro sei nicht besonders viel, führt sie dabei aus. Denn es handelt sich hier lediglich um den Anteil, den ihre Schwiegereltern für die Hochzeit zwischen ihr und ihrem Verlobten Erhan bezahlt haben. Und schließlich hätten sie noch Glück gehabt. Denn die Wirtschaft, in der die Feierlichkeiten stattgefunden haben, gehört einem Verwandten.
Inhalt:
Türkische Hochzeit
Eine türkische Hochzeit wird oftmals in einem Ausmaß gefeiert, der eine Verehelichung von britischen Thronfolgern fast ein bisschen blass aussehen lassen könnte.
Die Feierlichkeiten können sich über mehrere Tage hinweg ziehen, dabei gibt es immer viel Musik und viel Essen.
Damit die Brautleute – und hier ganz besonders die Braut – in ihrem nun gemeinsamen Leben ein bisschen finanziellen Rückhalt haben, werden sie mit Gold- und Geldgeschenken überhäuft.
Das läuft so ab, dass die einzelnen Gäste ihnen der Reihe nach Goldstücke und Geld an die Kleidung heften. Und da können leicht mal 300 geladenen und nichtgeladene Personen zusammen kommen!
Hauptsächlich wird das Brautkleid mit Gold geschmückt, wobei sich auch der Bräutigam in Form von Goldschmuck zu beteiligen hat.
Denn das Gold ist praktisch die Lebensversicherung und “hohe Kante” der Braut.
Goldschmuck aus der Türkei
Über diese Kleinodien kann das Mädel letztlich frei verfügen, sie darf es verkaufen, wenn sie es für richtig erachtet. Und im Falle einer Trennung darf sie es sogar behalten.
Deswegen wird hier richtig hochwertiger Goldschmuck verschenkt, Modeschmuck oder Silberschmuck, wie man ihn zum Beispiel im Christ Onlineshop findet, wird zwar nicht verachtet, hat aber bei türkischen Hochzeiten nichts zu suchen.
Erhan musste für den Schmuckeinkauf zur Hochzeit extra in die Türkei fahren. Und wer dieses Land schon mal besucht hat, kennt vielleicht die Schmuckauslagen in den Basaren und in den Einkaufsstraßen der Städte.
Dabei werden Schmuckstücke in einem sehr dunklen Gold und fein ziseliert gearbeitet bevorzugt. Für unseren westlichen Geschmack sehen die Stücke fast ein bisschen übertrieben aus.
Die Preise sind hier erstaunlich moderat und auch ein Ankauf von Goldschmuck ist hier weniger außergewöhnlich, als es bei uns der Fall wäre.
Die Beiden sind nun glücklich verheiratet und werden es hoffentlich auch bleiben.
Vielleicht sollten sie sich überlegen, wie viele Kinder sie haben wollen und vielleicht schon mal für die dann anstehenden türkischen Hochzeiten sparen.
Gülsüm hat aber zur Not noch ihren Goldschmuck.
Liebe Sabiene,
wir wundern uns zwar über die hohen Kosten für solche Hochzeiten, aber so viel preiswerter ist es bei uns ja auch nicht, wenn eine Hochzeit “standesgemäss” gefeiert wird. Bei uns sind nur die Familien nicht sehr oft sooo groß, gell! ;-)
Einen schönen Donnerstag und
lieben Gruss
moni
@moni: Da hast du Recht! Eine echt bayerische Bauernhochzeit ist auch nicht von schlechten Eltern.
LG
Sabienes
Ich hab mal in der Türkei eine Schmuckmanufaktur besichtigt. Gold in Hülle und Fülle und in der Tat zu Schleuderpreisen, verglichen mit hier. Zum Glück steh ich eher auf Silbersachen. Trotzdem trieb es mir die Tränen in die Augen, denn viele der kleinen Handwerker dort würden bei uns grad mal aus der Grundschule raus sein. Sollte man vielleicht auch mal dran denken und nicht nur Kinderarbeit da sehen und anprangern, wo sie sehr viele von uns betrifft (Kleidung und die berühmten Fußbälle). Damals habe ich dort für meine Kinder jeweils ein Medaillon gekauft. Richtig gut hab ich mich dann nicht gefühlt, als sie es später trugen und das gleiche Alter hatten wie die Hersteller.
@Iris: Genau das habe ich in der Türkei auch erlebt und ich habe das Gleiche gefühlt, wie du. Und nachdem wir dann auch noch eine Teppichfabrik besucht haben, haben wir uns geschworen, niemals handgeknüpfte Teppiche zu kaufen.
LG
Sabienes